Die Trommelflöte ist das klassische Instrument der Spielmannszüge.
eingravierte Inschrift auf der Sandnerflöte |
Trommelflöte, Spielmannsflöte, Sandner, ZauberflöteFür diese Flöte gibt es viele Namen. In den Spielmannszügen wird sie
einfach als "Flöte" oder "Querflöte" bezeichnet. Das ist natürlich nicht
falsch, denn es ist natürlich eine Flöte, die beim Spielen quer an die
Lippen gehalten wird. Allerdings kann man sie so leicht mit der
"richtigen" Orchesterquerflöte verwechseln. |
Aufbau
Die Trommelflöte ist im Grunde eine vereinfachte Form der Piccoloflöte. Sie unterscheidet sich im wesentlichen darin,
daß sie nicht das komplizierte Klappensystem besitzt, sondern nur sieben einfache Tonlöcher.
Es gibt zwar Trommelflöten aus Grenadillholz (das bevorzugte Material bei Piccoloflöten), verbreiteter sind jedoch Flöten aus preiswerten Metallen, da die Instrumente für Laienmusiker erschwinglich sein sollen und beim Musizieren auf der Straße auch harte Anforderungen an das Material gestellt werden. Es gibt auch (wie bei den Piccoloflöten) Mischvarianten mit Holzkörper und Metallkopf. In der DDR gab es auch preiswerte Modelle aus Plastik. Über diese Sparvariante lohnt sich jedoch wegen des miserablen Klanges nicht zu reden.
Das Mundstück besteht aus einem ovalen Loch am vorderen Ende der Flöte (bei Flöten mit Holzkopf) bzw. aus einer aufgeleimten oder
aufgeschraubten Mundplatte aus Plastik (bei Metallflöten). Bei Metallflöten ist ein extra Mundstück nötig,
weil die Flötenwand (also die Materialstärke) bei Metallflöten nur wenige Millimeter dick ist, die Anblaskante jedoch ca. 1/2 cm hoch sein muß.
Die meisten Flöten sind aus einem Stück gefertigt, manche Flöten haben jedoch auch ein separates Kopfstück.
Das hat den Vorteil, daß man die Flöte durch Auseinanderziehen von Flötenkopf und Flötenkörper leicht
tiefer stimmen kann und daß sich das Kopfstück austauschen läßt (z.B. um die Instrumentenstimmung von B nach Ces zu wechseln s.u.).
Weitere Stimmmöglichkeiten (auch für einteilige Flöten) entstehen durch den Verschluß am vorderen Ende der Flöte, der
sich bei vielen Flöten durch Stellschrauben verschieben läßt.
Bei Metallflöten sind die Grifflöcher etwas erhöht (man nennt diese Erhöhungen "Kamine"), damit die Fingerkuppen die Luftschwingungen im Inneren der Flöte nicht beeinträchtigen. Bei Holzflöten ist dies nicht nötig, da die Flötenwand dick genug ist.
In Amerika sind Flöten mit nur sechs Tonlöchern weit verbreitet (Fife genannt), vermutlich sind diese Instrumente nur diatonisch (in D-Dur). Netterweise sind dafür aber dort Holzflöten beliebter als ihre Blechverwandten.
Außerdem gibt es auch sehr preiswerte Plastikflöten, die den Blockflöten ähneln und den Übergang von selbigen zur Querflöte
erleichtern sollen.
Die Trommelflöte hatte ihre große Blütezeit im späten Mittelalter beim Militär,
wo es eben nicht auf exzellente Tonqualität und Stimmreinheit ankam,
sondern um Hörbarkeit der Töne über weite Entfernungen und robuste, unempfindliche Instrumente.
Auch bei heutigen Spielmannszügen sind die Anforderungen an die Instrumente ähnlich.
Stimmung und Tonumfang
eine alte Holzflöte in B
Die ursprünglichen Trommelflöten waren und sind in B gestimmt.
In einigen Gegenden (z.B. in den alten Bundesländern) hat sich jedoch unerklärlicherweise eine Ces-Stimmung durchgesetzt
(warum es ces heißt, und nicht einfach h, konnte ich bis jetzt auch nicht herausfinden...).
Die "Busecker Schule" beschreibt, daß die Ces-Stimmung Ende des 19.Jh entstand, als von der hohen Wiener Stimmung von 446 Hz auf 435 Hz umgestellt wurde. Diese Differenz entspricht ungefähr einem Halbton, und um Geld zu sparen, wurden die Flöten nicht alle ausgetauscht, sondern einfach als Ces-Flöten "umgedeutet". Die Theorie erklärt aber nicht, weshalb bei allen anderen Stimmungswechseln (z.B. wieder zurück zur heutigen 440Hz-Stimmung) die Stimmung nicht geändert wurde und die unbequeme Ces-Stimmung sich auch noch über 100 Jahre nach diesem Sparmanöver hartnäckig hält.
Eine Ces-Stimmung ist äußerst ungewöhnlich, mir ist kein heute in Europa gebräuchliches Instrument bekannt, das in dieser Stimmung spielt (üblich sind Stimmungen in B, Es, F und natürlich C). Für einen Spielmannszug, der als Melodieinstrumente ausschließlich Flöten in Ces einsetzt, mag das belanglos sein, beim Einsatz anderer Instrumente oder dem Zusammenspiel mit anderen Musikvereinen (z.B. Blasorchestern oder Spielmannszügen mit anders gestimmten Flöten) ist diese Stimmung allerdings problematisch, denn um richtig Zusammenzuspielen, muß ein Teil der Instrumente um einen Halbton transponieren, was eine Tonart mit unangenehm vielen Vorzeichen ergibt.
Selten benutzt werden dagegen nicht transponierende Trommelflöten (also C-Instrumente), ihnen wird nachgesagt, daß sie aufgrund der Kürze des Instruments nicht besonders gut klingen.
Außerdem ist die Trommelflöte eines der wenigen Instrumente, bei der die Stimmung (welcher Ton erklingt, wenn man ein c spielt) von der Grundstimmung (bei Flöten der tiefste spielbare Ton) abweicht: der tiefste Ton der Trommelflöte ist ein d, also klingend ein c oder des!
Die Trommelflöte hat einen Tonumfang von ca. 2 1/2 Oktaven. Es gibt zwar auch Griffe für bis zu 3 Oktaven, die oberen Töne sind aber sehr schwer spielbar, und klingen oft auch unangenehm schrill, weshalb normalerweise der benutzte Tonumfang weitaus geringer ist.
FlötenfamilieDie klassische Trommelflöte entspricht von Größe und Tonumfang der Piccoloflöte, jedoch gibt es auch andere Größen in der Flötenfamilie:
Da diese schlauen Sätze zwar vollkommen richtig, aber mit Sicherheit schwer verständlich waren, das ganze rechts nochmal als Grafik. Hierbei sind die angegebenen Tonhöhen nicht als Gesetz zu verstehen, da es durchaus unterschiedliche Varianten (z.B. durch austauschbare Fußstücke usw.) gibt, zumal die maximale Tonhöhe auch stark vom Geschick des Spielers abhängt. Die Trommelflöten sind in der Grafik logischerweise klingend notiert (B-Stimmung). Die verschiedenen Flötentypen sind gleich aufgebaut und unterscheiden sich nur durch ihre Größe. Während die Sopranflöten auf 2 1/2 Oktaven beschränkt sind (s.o.), kann man bei den Alt- und Tenorflöten dagegen durchaus die gesamten drei Oktaven spielen.
Besonders bei den Tenorflöten zeigt sich sehr deutlich, warum die moderne Querflöte entwickelt wurde:
Würde man die Sopranflöte 1:1 vergrößern, lägen die Grifflöcher so weit auseinander, daß man sie mit normalen Fingern
nicht mehr erreichen könnte. Rückt man die Grifflöcher näher zueinander, stimmen die Abstände der Töne zueinander nicht mehr, die Flöte ist in sich verstimmt.
Ein kleiner Trick schafft Abhilfe: verkleinert man ein Griffloch, verhält es sich physikalisch ähnlich, als wenn es tiefer angebracht wäre;
so daß man es höher plazieren kann, als eigentlich nötig wäre (bei der Sandner umgesetzt bei den Löchern für die Ringfinger).
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Zum Vergrößern Grafik anklicken |
Sandner
Sandnerflöten sind die am meisten verbreiteten Trommelflöten. Die Sandnerflöten gibt es in allen vier Größen.
Durch den sehr großen Durchmesser sind die Sandnerflöten besonders in der tiefen Lage stark: hier können sie
laute und kräftige Töne bis zum tiefen d1 von sich geben.
Sandners klingen immer etwas blechern und metallisch, was meiner Meinung nach jedoch den besonderen Reiz dieser
Flöten ausmacht. Die hohen Töne sind nur im forte spielbar und klingen unangenehm schrill, Sandner-Sopranflöten sollten deshalb
nicht über dem d3 gespielt werden.
Die Sandner-Alt- und Tenorflöten haben - auch im Verhältnis zur Länge - einen noch größeren Durchmesser als die Sopranflöten, was aber offensichtlich zu viel des Guten ist, denn der Luftverbrauch steigt hier enorm an, was wiederum bei zu geringer Lippenkraft zu einem sehr rauchigen Klang führt. Dieses Manko durch einen guten Ansatz auszugleichen, wird durch das speziell geformte Sandnermunstück noch erschwert, so daß diese Flöten immer sehr dünn und substanzlos klingen.
Die Diskantflöte gibt es nur bei Sandner. Da die Sopranflöten schon sehr hoch und schrill sind, ist es fraglich, ob man tatsächlich noch ein Instrument in einer noch höheren Tonlage braucht.
Die Sandnerflöten sind besonders für Laienspieler konzipiert:
Im Stöpsel (das kleine weiße Plastikteil am vorderen Ende der Flöte, das sich ein paar Milimeter herausziehen läßt, um die Flöte etwas tiefer zu stimmen),
befindet sich ein kleiner Stab, der sogenannte Zapfen. Dieser Zapfen beeinflußt das Überblasverhalten:
Spielt man beispielsweise vom g1 zum g2,
erreicht man den zweiten Ton nur durch stärkeren Luftstrom oder
Veränderung des Ansatzes. Den zweiten Ton exakt eine Oktave höher anzusiedeln, ist stetige Fleißaufgabe des Querflötenspielers, was
vielleicht nicht jedem gut gelingt.
Hier kann der Zapfen Schwächen korrigieren:
Ragt der Zapfen weit ins Instrument, werden die überblasenen Töne (also hier das g2) höher. Schiebt man den Zapfen etwas raus,
werden die Oktavtöne tiefer, die Oktaven also enger. Die Grundstimmung (also hier das g1) ändert sich aber dadurch nicht.
g2 wird höher
g2 wird tiefer
So kann sich jeder sein Instrument auf seinen Ansatz einstellen.
Zum zweiten ist das Mundstück mit sehr hohen seitlichen Kanten versehen, die den Luftstrom lenken sollen und damit helfen, daß nicht zu viel Luft unnütz an der Flöte vorbeigeht. Leider sind diese seitlichen Kanten für einen gut ausgebildeten Querflötenansatz eher störend. |
Links ein Sandnermundstück mit seitlichen Kanten, rechts ein normales Mundstück |
Außerdem gibt es von den Sandner-Flöten zwei verschiedene Modelle:
Einmal die maschinell hergestellten (und dadurch preiswerteren) "Standard-Modelle", erkennbar
an den Plastikkaminen. Die Solo-Modelle sollen dagegen handgefertigt sein und durch einen schöneren Klang den Mehrpreis
rechtfertigen. Hier sind die Kamine aus Metall und nur am oberen Ende mit Plastik überzogen.
Die Soloflöten haben einen etwas kräftigeren Klang in der Tiefe, ansonsten sind die Unterschiede nur gering.
Die Alt- und Tenorflöten werden mittlerweile nur noch in der Solovariante verkauft.
Solo- (hinten) und Standardflöte (vorn) im Vergleich
(die Flöten sind natürlich exakt gleich lang, das ist nur eine perspektivische Verzerrung)
Klingson
Klingson-Flöten sind die Ferraris unter den Trommelflöten (blöd nur, wenn man die ganze Zeit auf Kopfsteinpflaster
und Feldwegen unterwegs ist...). Die Flöten sehen sehr edel aus und liegen angenehm in der Hand. Das
Grenadillholz sorgt für einen zarten, weichen Klang, ist aber natürlich empfindlicher als Metall.
Die Flöten gibt es einmal in reiner Holzform und als Mischvariante mit Metallkopf.
Der Metallkopf hat den Vorteil, daß man ein "richtiges" Mundstück statt eines bloßen Anblasloches hat.
Von den Klingsonflöten gab es früher auch Alt- und Tenorholzflöten, die klanglich den rauchigen Sandnerrohren um Klassen überlegen sind.
Außerdem sind die Flöten mehrteilig, was nicht nur den Transport vereinfacht, sondern auch die Spielhaltung entspannt, weil
man sich das Mundstück ohne Eindrehen der Finger in die passende Position drehen kann.
Leider wurde hier wohl die Produktion eingestellt :-(
Keilwerth
Keilwerth-Sopranflöte - konisch und zylindrisch im Vergleich
Die klassische Keilwerthflöte ist stark konisch, verjüngt sich also zum unteren Ende hin. Da sich konische Flöten deutlich schwerer spielen (besonders in den Randlagen, also den ganz tiefen und ganz hohen Tönen), gibt es mittlerweile auch zylindrische Keilwerthflöten. Diese zylindrischen Metallflöten ähneln den Sandnerflöten in Aussehen und Klang, allerdings haben sie normale Mundstücke und lassen sich besser stimmen.
Zylindrische Keilwerth-Flöten gibt es immer in ein- und zweiteiliger Form. Die zweiteiligen lassen sich durch auseinanderziehen der Flöte besser stimmen, außerdem kann es auch (gerade bei Alt- und Tenorflöten) eine deutlich entspanntere Spielhaltung ermöglichen.
Auch von den Keilwerthflöten gibt es Alt- und Tenorflöten.
Während die Sopranflöten von Keilwerth und Sandner recht gleichwertig sind und es mehr eine Geschmacksfrage
ist, für welches Fabrikat man sich entscheidet, bestehen bei den Alt- und Tenorflöten große Unterschiede.
Durch einen passenden Durchmesser, vernünftige Mundstücke und die Zweiteiligkeit sind die Keilwerth-Flöten
die eindeutig bessere Wahl.
Der Klang ist kräftig und klar. Natürlich haben auch die Keilwerth-Tenorflöten große Intonationsprobleme,
das läßt sich bei klappenlosen Flöten dieser Größe nicht vermeiden.
Voigt
Die in der DDR genutzten Metallflöten werden auch heute noch von Jürgen Voigt aus Markneukirchen hergestellt. Die Flöten haben einen sehr schönen zarten Klang. Durch den sehr kleinen Durchmesser sprechen die hohen Töne leicht an und sind auch piano spielbar. Leider ist die Intonation der Flöte wesentlich schlechter als die der Sandner- oder Keilwerth-Flöten.
Die Flöten sind zweiteilig und lassen sich so durch Ausziehen des Kopfstückes gut stimmen.
Für einen Wechsel der Stimmung zwischen B und Ces wird nur das Kopfstück ausgewechselt.
Was praktisch klingt, ist vielleicht der Grund für die schlechte Intonation, schließlich müßte
die Position der Grifflöcher auch geringfügig verändert werden.
Spielweise
Die Tonerzeugung ist bei der Einführung der Flöten genauer beschrieben.Die Griffe für die Trommelflöte findet ihr hier: Griffe Trommelflöte
Seite erstellt: 24.07.2007, letzte Änderung: 12.07.2014